Der pflegeleichte Garten
Balkan Storchenschnabel Ende Mai, unter dem dichten Blätterdach ist kaum ein Durchkommen für die Unkräuter
Selten besteht ein Garten nur aus einer gepflegten Rasenfläche, einer Staudenrabatte am Haus, Ziersträuchern am Zaun und einem Gemüse- und Kräuterbeet. In den meisten Fällen gibt es mehr oder weniger ungenutzte Ecken, in denen nichts so recht gedeihen will, außer einer bunten Mischung an Wildkräutern.
Oft fehlt aber die nötige Zeit, sich außer der Pflege des Nutz- und Ziergartens mit den so genannten „Problemecken“ zu befassen. Es gibt jedoch Möglichkeiten mit wenig Aufwand auch problematische Gartenteile in den Griff zu bekommen.
Meistens sind es die schattigeren Plätze, die sich selbst überlassen bleiben. Um mit unerwünschten Wildkräutern fertig zu werden, ohne dass man zur Giftspritze greifen muss, bietet sich die Anpflanzung verschiedener Stauden an, die langfristig nicht viel Arbeit machen.
Zum einen gibt es da den Balkan-Storchschnabel (botanisch Geranium macrorrhizum), der gleich gut in der Sonne wie im Schatten gedeiht. Er blüht im Mai/Juni in violett-rosa Farbtönen. Es gibt auch eine weiße Sorte 'Spessart'. Das wichtige an dem Storchenschnabel ist seine Eigenschaft Unkraut wirkungsvoll zu unterdrücken. Seine dicken oberirdischen Rhizome (Ausläufer) behalten auch den Winter über ein paar grüne Blätter und bei Vegetationsbeginn ist er den anderen Pflanzen immer ein Stück voraus und in der Lage den Boden so zu beschatten, dass kaum ein anderes Kraut hochkommen kann. An sonnigen Standorten kann er sogar mit dem Giersch konkurrieren und ihn wirkungsvoll unterdrücken, im Halbschatten, dem Lebenselement des Giersch, gelingt das nicht so gut. Da ist, zumindest auf guten Böden, der Giersch ebenbürtig und man behält eine lockere Mischung aus Unkraut und Kulturpflanze, die aber auch ihre Reize hat.
Das praktische an dem Balkan-Storchschnabel ist, dass man ihn sehr leicht selber vermehren kann:
Man schneidet etwa fingerlange Stecklinge aus den oberirdischen Rhizomen gut entwickelter Mutterpflanzen. Sind sie zu klein, können sie später gegen das Unkraut nicht konkurrieren. Man entfernt die Blätter und steckt sie entweder an Ort und Stelle in den Boden oder besser in einen Blumentopf in humose Erde. Man muss nur darauf achten, dass sie nicht austrocknen. Zeigen sich neue Blätter, wartet man noch drei, vier Wochen bis sich auch genügend Wurzeln gebildet haben, bevor man die Pflanzen in das Beet setzt, am besten in einem Abstand von 20 mal 20 cm.
Ein anderer empfehlenswerter Flächendecker für den Halbschatten und Schatten ist die Goldnessel ( botanisch Lamium galeobdolon ). Man sollte etwas auf sie aufpassen, denn sie wuchert sehr stark und überwächst kleinere Stauden. Dem Unkraut gegenüber ist sie jedoch genauso unduldsam. Sie wird ca. 25 cm hoch, ist weiß-bunt gefleckt, wintergrün und schmückt sich von Mai bis in den Juli mit goldgelben Blüten. Auch sie ist leicht selber zu vermehren, denn sie bildet lange Ausläufer, die sich bei Bodenkontakt von allein bewurzeln. Man braucht dann nur die kleinen Tochterpflanzen abzutrennen und an anderer Stelle einzupflanzen. Daneben gibt es die Möglichkeit durch Teilung der Mutterpflanze neue Goldnesseln zu gewinnen.
Das Unkraut vollständig zu unterdrücken gelingt durch die oben genannten Vorschläge nicht ganz, aber man braucht nur noch ab und zu korrigierend einzugreifen und hat die „Problemecken“ in ansprechende Staudenzonen umgewandelt, die wenig Pflege brauchen. Außerdem ist es immer wieder faszinierend, selber Pflanzen zu vermehren, was auch die Kosten für die Umgestaltung des Gartenraumes in Grenzen hält.
Man muss rechnen, dass für die Bepflanzung eines halben Quadratmeters 10 Pflanzen notwendig sind. Diese kosten etwa 25 €, von denen aber sofort ca. 30 Jungpflanzen gewonnen werden können, mit denen man einen weiteren halben Quadratmeter bepflanzen kann. Sie werden enger gesteckt als die schon ausgewachsenen. In den Folgejahren kann man immer mehr Stecklinge gewinnen und hat schnell ein großes Areal zugepflanzt.
Wenn man will, kann man mit einigen größeren Stauden die Bepflanzung abwechslungsreicher gestalten. Der Wurmfarn wächst gut im Halbschatten, die höheren Astilben gedeihen hier, auch der Waldgeißbart, Fingerhut und das Schaublatt können noch einige interessante Akzente setzen.
Auch größere Flächen lassen sich mit dem Balkan-Storchenschnabel ansprechend bepflanzen. Der Pflegeaufwand ist, anders als beim Rasen mähen, minimal.